Vor genau 20 Jahren, im Jahr 1997, habe ich meine ersten Interneterfahrungen sammeln dürfen und mein allererstes MMORPG war damals Meridian 59, dicht gefolgt von Ultima Online. Man kann kaum beschreiben, wie aufregend das damals für Jungs in meinem Alter (damals war ich kurz vor meinem 18. Geburtstag) gewesen sein muss. Und doch gehörte ich einer absoluten Minderheit an.
Während meine Freunde lieber auf Partys gingen, an den Führerschein und das erste Auto dachten, die ersten Disco- und Saufabende anstanden, die ersten Freundinnen kennen gelernt wurden und so weiter, hing ich in jeder mir verbleibenden freien Zeit vor dem Computer und erforschte das damalige Internet (na, wer kennt noch FFN funcity, Geocities, Lycos, Fireball und Konsorten?). Und zwischen all dem neuen digitalen Wirrwarr stieß ich durch Zufall auf „Meridian 59„, ein Spiel, dass mein Leben grundlegend (und im übrigen leider nicht nur zum positiven) verändern sollte.
Denn neben der Berufsschule und den oben erwähnten Freizeitaktivitäten, war kaum Platz für ein Spiel wie Meridian. Und wie man in jungen Jahren so ist, wenn man sich an etwas „festgebissen“ hat, sieht man eben zu, dass man sich die Zeit dafür schafft und alles andere weichen oder aber zumindest reduziert werden muss. Zum Glück habe ich absolut tolle Freunde, die mir bis einschließlich heute immer treu geblieben sind und im Laufe der Jahre irgendwann auch Verständnis für mein Hobby aufbringen und mir den einen oder anderen, abgesagten Abend, den wir eigentlich ausgehen und Party machen wollten, verzeihen konnten. Doch zurück zu Meridian 59.
Meinen ersten Charakter erstellte ich auf der Welt 102. Er hießt „Caynen“ und die erste Bekanntschaft machte ich mit einem Spieler namens „Peter von Frosta“, was mir nicht nur damals, sondern auch jetzt, beim schreiben dieser Zeilen, immer wieder ein schmunzeln auf’s Gesicht zaubert. Er half mir auf dem Weg der Stadt „Cor Noth“ zur Stadt „Tos“ zu gelangen und beschützte mich vor den RPK’s (Random Player Killer), die wahllos jeden Neuling, der über 30 Lebenspunkte war, an den Kragen wollten. Im Laufe der Jahre entstanden viele weitere Freundschaften und kurz nach Caynen eben auch „Odwin“, welcher damals schon zu meiner Hauptfigur wurde.
Denn wie es in Spielen so üblich war, musste man seinem digitalen Charakter irgendeinen Namen verpassen und so grübelte auch ich ziemlich lange und kann mich auch erinnern, dass ich damals schon in Suchmaschinen geschaut habe, ob es mit diesem Namen etwas gibt, was aber (zumindest damals) noch nicht der Fall gewesen war.
Witzigerweise bin ich ausgerechnet diesem Spiel, was in all den Jahren häufiger den Anbieter gewechselt hatte, irgendwie immer treu geblieben. Auch wenn ich durch die Anbieterwechsel dann immer neu anfangen musste, wusste ich ja, was zu tun war und somit dauerte es nie sonderlich lange, bis ich mein jeweiliges Ziel und alten Stand wieder erreichen konnte. Abgesehen von den blauen Haaren, die nur durch einfärben eines Guides ermöglicht werden können und die ich damals für die Ausarbeitung eines Server-Events als kleines Dankeschön erhielt. Damit zählte mein Odwin schon zu den etwas besonderen Charakteren auf unserem Server. Von seinem Bekanntheitsgrad als alte Labertasche und Gemeinschaftshallen-Rumstehers mal ganz abgesehen. 😉
Meridian 59 kann man übrigens auch heutzutage noch immer spielen, mittlerweile sogar kostenlos, da das Spiel an die Open Source Gemeinde übergeben wurde und diese den alten Titel tatsächlich fleissig weiterentwickelt und sogar an einem ganz ansehnlichen 3D-Client gebastelt hat. Wobei viele der alten Spieler, so wie auch ich, nach wie vor auf den uralten, pixeligen Client setzen, der einfach den alten Charme dieser MMO-Legende besser wiederspiegelt. Zwar spiele ich Meridian 59 nicht mehr regelmäßig aber ich schaue doch jedes Jahr mehrmals vorbei und habe meine aktiven Zeiten, treffe dann tatsächlich auch immer wieder auf alte Zeitgenossen, mit denen man sich dann gemeinsam an die guten alten Zeiten erinnert. Ob es auch neue Spieler in die Welt von Meridian 59 zieht, kann ich mir nicht wirklich vorstellen aber Spielerzahlen von 30-120 Spielern (in einem Spiel, wo auch 1997 die maximale Anzahl um 200 Spieler lag) sind für 2017 völlig in Ordnung, da die Welt von Meridian 59 zwar durchaus ansehnlich groß aber kein Vergleich zu aktuellen MMO-Titeln ist.
„Give it a try“ – dieses Motto galt für mich damals wie heute.
Kleiner „Fun-Fact“ am Rande und zum Abschluß dieser kleiner Hommage: Den heutzutage sehr bekannten und erfolgreichen YouTuber „Gronkh„, habe ich damals durch Meridian 59 erst kennen gelernt. Sowohl häufig im Spiel und per E-Mail als auch persönlich, damals auf „Burg Bilstein“. Er wird sich sicherlich erinnern, zumindest an das Servertreffen, weniger an mich. Leider ist dieser Kontakt im Laufe der Jahre dann eingeschlafen. 2011 muss das irgendwann gewesen sein, als ich die ersten „Minecraft“-Let’s Plays von ihm gesehen hatte und seitdem auch ein großer Fan seines Kanals bin. Seine persönliche, ruhige, sachliche und durchdachte Art sowie die tiefe Bass-Stimme machen ihn für mich auf jeden Fall zu einem der besten YouTuber Deutschlands mit einem sehr hohen Unterhaltungs- und Wiedererkennungswert.