Es muss ca. 2002 gewesen sein, als ich zum ersten Mal von „World of Warcraft“ erfahren habe. Damals spielte ich hauptsächlich noch Meridian 59, Dark Age of Camelot oder Ultima Online auf einem Freeshard. Es war somit eher eine Randnotiz für mich. Interessant aber geredet wird ja immer viel und somit habe ich erstmal nicht sonderlich viel darauf gegeben. Irgendwann danach, könnte auch 2003 gewesen sein, konnte man sich dann für die Beta-Testphase anmelden. Die Chance nutzte ich und gehörte dann Anfang 2004 auch zu den Beta-Testern von World of Warcraft. Zunächst war ich erfreut, konnte aber noch nicht im Geringsten einschätzen, was da auf mich zukam. Im Grunde habe ich World of Warcraft, rückblickend betrachtet, völlig unterschätzt.
Bereits nach ungefähr einer halben Stunde Spielzeit dämmerte mir, dass hier eine wirklich richtig große Nummer gestartet wurde, die alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen könnte. Und das dann ja, bekanntermaßen, auch tat. Die Beta lief leider nicht sehr lange und am Ende davon trafen wir uns alle vor der Kirche in „Stormwind“ (damals hatten die Städte noch englische Namen, was ich persönlich besser fand) und tanzten und feierten diesen großartigen Titel. Danach war erstmal Sendepause und das Release am 11. Februar 2005 noch in weiter Ferne. Ich kann mich noch erinnern, dass ich vor meinem PC saß, auf Meridian 59, Dark Age of Camelot und Ultima Online blickte und nur dachte: „Wie kannst Du das jetzt noch spielen, nachdem Du das gesehen hast?“.
Um es mit den Worten eines Amerikaners zu sagen: „AMAZING!“. Es war wirklich sehr beeindruckend!
Wie gesagt, es vergingen ja noch einige Monate bis zum Release und in der Zwischenzeit habe ich mich immer, so gut es ging, auf dem Laufenden gehalten und, als es dann möglich war, sofort WoW vorbestellt. Auf den Postboten konnte ich kaum warten und war total aufgeregt, als ich das Paket endlich in meinen Händen hielt. Zusätzlich hatte ich mir übrigens eine kleine Zwergen-Figur von WoW mitbestellt, die bis heute noch in meinem Regal steht. Denn ich hatte in der Beta bereits einen zwergischen Jäger gespielt und dies auch anschließend fortgesetzt. Für mich stand also fest: Wenn, dann ein Zwerg. Da ich im echten Leben auch nicht sonderlich groß bin und mein Bauchumfang dem eines Zwergen würdig, gab es da also gewisse, nicht abzustreitende und authentische Parallelen. 😉
Bis dahin war ich übrigens in meinem Freundeskreis der einzige Spieler von Online-Rollenspielen. Umso mehr wunderte es mich, als ein oder zwei Tage nach Release von WoW mein bester Kumpel mich anrief und sagte: „Hey, ich stehe gerade hier im Me**a Markt. Wie hieß das nochmal, was Du gerade spielst? World of Warcraft?“. Ich war sichtlich überrascht und meine erste Antwort war: „Ja, wieso fragst Du?“. Worauf er antwortete: „Ich überlege mir, dass zu kaufen“. Ich entgegnete ihm, dass ich denke, dass sei nichts für ihn und war ehrlich gesagt richtig überrascht, dass er sich plötzlich für etwas interessiert, was ich bis dahin immer für eine Nische von Nerds wie mich hielt. Und wieder sollte ich mich irren. Im Laufe der nächsten Monate spielten es mindestens fünf meiner Freunde und im Laufe der nächsten Jahre bereits mehr als fünfzehn.
Wie ich eingangs also schrieb, hatte ich World of Warcraft vollkommen unterschätzt. Es war ein absolut massentauglicher Hit. Kein MMORPG hat zuvor oder danach hinbekommen, dass es von so vielen meiner Freunde gespielt wurde, was ich für ein eindeutiges Erfolgsindiz halte.
Abgesehen davon, habe ich in meiner WoW-Zeit, die übrigens 12 Jahre danach noch immer nicht zu Ende ist, sehr viele Freunde und auch eine sehr gute Freundin, kennen gelernt. Erneut kann ich also nur positiv darüber berichten, welchen Einfluss solche Spiele auf das echte Leben haben können. Denn diese Menschen hätte ich ohne dieses Spiel niemals kennen gelernt. Vermutlich hätte ich stattdessen andere Menschen kennen gelernt aber niemand kann die Zeit zurück drehen um herauszufinden, welcher Weg der Bessere gewesen wäre und somit bleibe ich für mich dabei, dass ich alles genau so wieder machen würde. Mal ganz abgesehen von dem ganzen Spaß, den wir miteinander an wirklich urkomischen Teamspeak-Abenden hatten. Da war ich schon auf Feiern im echten Leben, die deutlich langweiliger und humorloser waren. 😛
Auch in WoW hatte ich meine Phasen, in denen ich leider überhaupt nicht mehr aktiv war und mein Account somit ruhen musste, weil das „Real-Life“ einfach wichtiger war. Das sollte man, trotz aller Euphorie, natürlich nie vergessen und vernachlässigen. Ende 2015 begann dann wieder eine aktivere WoW-Phase, in der ich Anfangs viel allein unterwegs war und alten Content nachgeholt hatte. Damals war mein Charakter erst Level 85 und ich spielte ihn bis auf 100 hoch, ehe er dann mit Legion auf 110 stieg. Dabei holte ich mir auch einige Erfolge, wie der des Fliegens in Draenor. Einfach aus Spaß an der Sache und weil mir die Gebiete so gut gefielen, fing ich dann an und fertigte Screenshots von tollen Orten in WoW an und überlegte, den Grundstein für meine heutigen Let’s Plays zu legen. Wobei mir schnell klar wurde, dass sich für die millionsten WoW-Let’s Plays vermutlich niemand begeistern wird und ich das somit schnell wieder verworfen hatte. Nicht jedoch die Anfertigung der Screenshots und dabei kam ein doch recht ansehnliches Portfolio heraus.
Bilder aus WoW, die ich während meiner Spielzeit, leicht nachbearbeitet, bei Twitter online gestellt hatte.